Kampf um Millwall - Wie Anhnger um ihre Heimat streiten 11FREUNDE

Kommt mit uns auf eine wilde Fahrt durch 20 Jahre Fuballkultur: Am 23. Mrz erschienDAS GROSSE 11FREUNDE BUCH mit den besten Geschichten, den eindrucksvollsten Bildern und skurrilsten Anekdoten aus zwei Jahrzehnten 11FREUNDE. In unserem Jubilumsband erwarten euch eine opulente Werkschau mit unzhligen unverffentlichten Fotos, humorvollen Essays, Interviews und Backstages-Stories aus der Redaktion. Besonderes Leckerli fr

Kommt mit uns auf eine wilde Fahrt durch 20 Jahre Fuß­ball­kultur: Am 23. März erschien​„DAS GROSSE 11FREUNDE BUCH“ mit den besten Geschichten, den ein­drucks­vollsten Bil­dern und skur­rilsten Anek­doten aus zwei Jahr­zehnten 11FREUNDE. In unserem Jubi­lä­ums­band erwarten euch eine opu­lente Werk­schau mit unzäh­ligen unver­öf­fent­lichten Fotos, humor­vollen Essays, Inter­views und Back­s­tages-Sto­ries aus der Redak­tion. Beson­deres Leckerli für unsere Dau­er­kar­ten­in­haber: Wenn ihr das Buch bei uns im 11FREUNDE SHOP bestellt, gibt’s ein 11FREUNDE Notiz­buch oben­drauf. Hier könnt ihr das Buch be­stellen.

Außerdem prä­sen­tieren wir euch an dieser Stelle in den kom­menden Wochen wei­tere spek­ta­ku­läre Repor­tagen, Inter­views und Bil­der­se­rien. Heute: Wie die Fans in Mill­wall um die Zukunft ihres Vier­tels kämpfen. (Text: Barney Ronay, Übers.: Uli Hesse)

Fuck you, I’m Mill­wall!“ Roy Larner trank an diesem Junitag gerade ein Bier im Black and Blue“, einem Restau­rant nahe der London Bridge, als drei Männer durch die Tür stürmten und die Gäste sofort mit Macheten zu atta­ckieren begannen. Larner, ein 47-jäh­riger Mill­wall-Fan, reagierte schnell. Er sprang aus seinem Stuhl, rief den Namen jenes kleinen, wider­bors­tigen Zweit­li­gisten und ging mit bloßen Händen auf die Angreifer los, die sich später als IS-Ter­ro­risten her­aus­stellten. Larner bekam acht Stiche ab, ver­ließ das Restau­rant trotzdem auf zwei Beinen – und sah noch, wie die Polizei die drei Atten­täter erschoss.

In den Wochen danach wurde Larner so etwas wie ein Volks­held. Man nannte ihn den Löwen der London Bridge“, ein Ver­weis auf das Mas­kott­chen des FC Mill­wall, und lud ihn ein, seine Wunden in Fern­seh­shows zu prä­sen­tieren. Sein Schlachtruf Fuck you, I’m Mill­wall!“ wurde zu einem Twitter-Hashtag, zu einem Inbe­griff für Wider­stand und am Ende sogar zu einer Mode­linie.

Blut­dürs­tiger Fana­tiker gegen Got­tes­krieger

Acht Men­schen starben an jenem Abend im Zen­trum Lon­dons, doch es gehört eben zu den Merk­malen der Briten, dass sie ihren Sinn für schwarzen Humor bewahren. In diesem Fall war es die Vor­stel­lung, dass Ter­ro­risten auf Mill­wall treffen, als der viel­leicht absur­deste Zusam­men­prall von Kul­turen, den man sich vor­stellen kann. In der einen Ecke: blut­dürs­tige Fana­tiker, vor denen die Men­schen zit­tern. In der anderen: die Got­tes­krieger des IS. Einen kurzen Moment lang war der FC Mill­wall, der gerne als größter kleiner Klub der Welt bezeichnet wird, fast schon ange­sagt.

Doch dabei konnte es nicht lange bleiben, schließ­lich haben wir es hier mit Mill­wall zu tun. Und so tauchte, kurz nachdem dar­über gespro­chen wurde, dass Larner eine Tap­fer­keits­me­daille bekommen sollte, im Internet ein altes Video auf, das ihn dabei zu zeigen scheint, wie er sich auf häss­liche Art mit einem Pas­santen anlegt. Die Nation war gera­dezu beru­higt, sie konnte zum Nor­mal­zu­stand zurück­kehren. In dem werden die Anhänger des FC Mill­wall glei­cher­maßen gegei­ßelt wie heim­lich feti­schi­siert. Es sind Fans, die sich zur Arbei­ter­klasse ebenso bekennen wie zu dem harten Viertel, aus dem sie kommen. Eine Art ver­lo­rener urbaner Stamm.

Kleines, dre­ckiges Geheimnis

Im eng­li­schen Bewusst­sein nimmt Mill­wall heute einen selt­samen Platz ein. Hört man den Namen des Klubs, ent­steht gleich das Bild des klas­si­schen glatz­köp­figen Hoo­li­gans und wird mit fast so etwas wie Nost­algie betrachtet. Auf seine eigene Art ist Mill­wall ein Teil der eng­li­schen Pop­kultur geworden, wie Teds, Punks oder Mods – eine wei­tere Jugend­kultur aus der zweiten Hälfte des 20. Jahr­hun­derts.

Mill­wall ist das kleine, dre­ckige Geheimnis des Fuß­balls“, sagt Mickey Simpson vom Dach­ver­band der Mill­wall-Fans. Er stammt aus dem Stadt­teil Ber­mondsey, der Heimat des Klubs, wohnt aber inzwi­schen mit seiner jungen Familie in Kent, was ein durchaus typi­scher Weg für Mill­wall-Anhänger und andere weiße Süd-Lon­doner aus der Arbei­ter­klasse ist. Jeder hasst uns oder redet dar­über, dass er es tut. Aber wir sind auch ihr heim­li­ches Laster, denn ins­ge­heim wollen alle Fans wie Mill­wall-Fans sein. Man­chester United, Liver­pool – all diese Fans wün­schen sich doch, dass es bei ihrem Klub eine Stim­mung gibt, wie Mill­wall sie schafft.“ Ob das stimmt, sei mal dahin­ge­stellt, denn Mill­wall gilt nach wie vor als Syn­onym für Gewalt im Fuß­ball und für das, was einst die eng­li­sche Krank­heit“ genannt wurde.

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